Angst vor Nähe

Die Angst vor Nähe und die sich daraus ergebenden emotionalen und psychischen Schwierigkeiten sind ein weitverbreitetes und äußerst schmerzhaftes Phänomen. Je nach dem Ausmaß der Angst erleben die betroffenen Menschen nicht nur in privaten und intimen Beziehungen Einsamkeit und Isolation, sondern auch im Arbeitsumfeld. Betroffene fühlen sich oft ausgegrenzt und scheinen unfähig sich anderen Menschen zu öffnen. Das wiederum kann dazu führen, dass sie nach außen hin unnahbar wirken. Doch tatsächlich sehnen sich diese Menschen nach Liebe und Vertrautheit.

Woher kommt aber die Angst vor Nähe? Dafür können verschiedene Faktoren verantwortlich sein, offensichtliche genauso wie verborgene. Zu den offensichtlichen Ursachen zählen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit, oder auch im Erwachsenenalter, durch nahestehende Personen. Auch eine strenge, von Gewalt geprägte Erziehung, erzeugt in einem Menschen die Überzeugung, dass Nähe gleich Gefahr ist. Schon eine traumatische Erfahrung, bei der das Vertrauen missbraucht wurde, kann eine tief sitzende Angst vor Nähe auslösen. Auch Erlebnisse, wie Verlust eines Elternteiles in der Kindheit oder des Partners im Erwachsenenalter, können diese Angst hervorrufen. Zu den verborgenen Faktoren gehören Erfahrungen im Mutterleib. Studien haben gezeigt, dass bereits der Fötus auf äußere Reize anspricht. Wenn also das Vertrauen der Mutter während der Schwangerschaft missbraucht wurde, ihr Gewalt angetan oder sie zurückgewiesen wurde, kann sich das auf das noch ungeborene Baby übertragen. In der Folge kommt es bereits in frühester Kindheit zu einer unterschwelligen Angst vor Nähe, die auch noch das Leben als erwachsene Person prägt.

Um den Teufelskreis dieser tückischen Angst zu durchbrechen, ist es vor allem wichtig, dass sich Betroffene Hilfe suchen. Dazu müssen sie aber erst Vertrauen zu einer anderen Person entwickeln, was meist sehr schwierig ist. Hilfreich ist es, wenn sie positive Erfahrungen in ihrem Leben machen. Jede angenehme Begegnung, jedes liebevolle Wort und jede Situation, durch die Vertrauen aufgebaut werden kann, tragen dazu bei, dass die Angst verringert wird. Das sind erste Schritte auf dem Weg zu einem angstfreien Leben. Gelingt es den betroffenen Personen, den Mut aufzubringen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist der nächste Schritt getan. Hier gibt es die Wahl zwischen verschiedenen Systemen, wie der klassischen Psychoanalyse, der Gestalttherapie und vielen mehr. Es gilt, alle negativen Erfahrungen der Vergangenheit aufzuarbeiten, sich alle Verletzungen noch einmal anzuschauen und letztendlich zu überwinden, um ein erfülltes, glückliches Leben führen zu können.

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