Angst vor langen Wörtern

Bei der Angst vor langen Wörtern (Fachbegriff: Hippopotomonstrosesquippedaliophobie) ist es bis heute nicht vollständig sicher, ob sie als Phobie tatsächlich existiert. Es ist möglich, dass sich hier jemand einen Jux machen und die ausufernde Liste der möglichen Phobien „verulken“ wollte. Dennoch gibt es ein Krankheitsbild, dass man mit dieser Bezeichnung beschreiben könnte. Die Symptome können aber auch zur Sprechangst (Logophobie) oder zur sozialen Angst (Soziophobie) gezählt werden.

Der Betroffene hat eine Hemmung davor, lange Wörter auszusprechen. Die Hemmung wird umso stärker, je länger die Wörter ausfallen. Das kann bis hin zur völligen Verweigerung gehen, in normal langen Sätzen bzw. mit regulären Worten zu sprechen oder überhaupt sprechen zu wollen. Meist steckt die Angst dahinter, beim Sprechen einen Fehler zu machen und sich zu blamieren, etwa weil man ein längeres oder kompliziertes Wort nicht richtig aussprechen kann. Dies geht oft einher mit der Vermeidung sozialer Kontakte und dem Rückzug vor der Außenwelt. Dies hat auch meist, als Ursache oder Folge, mit einer sozialen Störung zu tun. In einigen Fällen liegt auch ein realer Sprachfehler zugrunde, zum Beispiel als Folge einer neurologischen Störung.

Die Entwicklung einer Angst vor langen Wörtern beginnt meist mit einem sehr unangenehmen oder angstbesetzten Ereignis beim Sprechen in der Vergangenheit. Beispielsweise hatte man im Beisein Anderer ein langes Wort nicht richtig ausgesprochen und wurde gehänselt oder ausgelacht. Man schämte sich und vermied seitdem, lange Wörter zu benutzen. Die Angst davor bleibt logischerweise bestehen, solange man sich nicht beweist, solche Wörter doch aussprechen zu können, ohne sich zu blamieren. Als Gegenmaßnahme ist hilfreich, sich schrittweise an das Aussprechen langer Wörter zu gewöhnen. Dies sollte man in drei Stufen versuchen. Zunächst reicht es, längere und kompliziertere Worte zu lesen und vollständig zu verstehen, dabei gedanklich jeden Buchstaben durchzugehen. Als Zweites sollte man die Worte laut lesen und möglichst fehlerfrei aussprechen. Im dritten Schritt sollte man dies im Beisein von anderen Menschen tun, zunächst Vertrauten oder Freunden. Bei all den Maßnahmen ist es ratsam, sich zu immer längeren Wörtern „hinzuarbeiten“, bis ein angstfreies Sprechen möglich ist. Hilft dieses Vorgehen nicht, so sollte man professionelle Hilfe beim Psychotherapeuten oder Logopäden suchen.

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