Angst vor Krankheiten

Ängste sind natürliche, menschliche Schutzmechanismen vor verschiedenen Bedrohungen. Sie generiert Schutzmechanismen. Werden Ängste unbegründet und führen zu Kontrollverlusten, sind sie zur Angststörung geworden. Hypochondrie gehört zu den somatoformen Angststörungen, welche nicht ausreichend begründet sind. Es gibt sie seit Jahrhunderten: Menschen, die von sich annehmen, ernsthaft krank zu sein, obwohl sie es gar nicht sind oder nur leichte Symptome verspüren. Schon der französische Dichter Molière hat in seinem letzten Theaterstück „Der eingebildete Kranke“ von 1673 das Bild eines solchen Menschen gekennzeichnet und komisch aufs Korn genommen. Dessen Held, Argan, wanderte von einem Arzt zum anderen und bezahlte viel Geld, obwohl er gar nicht krank war. Heute behaupten Promis wie Harald Schmidt oder Jürgen von der Lippe, dass sie bekennende Hypochonder sind.

Hypochondrie ist keinesfalls so spaßhaft, wie Molière sie beschrieben hat. Es ist eine ernsthafte psychische Störung, die mit massiven Ängsten einhergeht. Unter diesen Ängsten leiden sehr viele Menschen. Dabei geht es hier nicht um Menschen, die eine ernsthafte Krankheit haben, wie beispielsweise Krebs. Hypochonder achten besonders auf ihren Körper, sie nehmen jede Veränderung wahr, fühlen sich schlecht und deuten dies als Anzeichen schwerer, sogar lebensbedrohlicher Krankheiten. Gehen sie zu Ärzten, die sie oft häufig wechseln, werden keine Befunde erkannt. Geschlechtsspezifisch ist die Hypochondrie nicht. Zu behandeln ist sie erfolgsversprechend psychotherapeutisch und mit der Unterstützung fachärztlich ausgewählter Medikation, so wie andere, entsprechende Krankheiten auch.

In den letzten Jahren hat sich eine besondere Spezies von Hypochondern herausgebildet, die Cyberhypochonder. Und das deutlich zunehmend. Es sind Leute, die über das Internet versuchen, Erklärungen, Deutungen, Ratschläge und Behandlungsmethoden zu finden. Das ist eine gefährliche Erscheinung, denn die Selbstdiagnose im Internet kann sie tatsächlich kränker werden lassen. In der Regel tut sie das auch. Der Weg über die zahllosen Internetportale ist für Hypochonder besonders gefährlich. Sie finden hier Symptome und Medikamente beschrieben, die vermeidlich zu ihnen passen.
So finden sie ihren Zustand viel schlimmer als zuvor, zumal sie nicht zwischen den Wahrheitsgehalten der Web-Aussagen unterscheiden, beim Surfen die Übersicht verlieren und zu leichtgläubig sind.
Weil Hypochondern das eindeutige Urteilsvermögen zu Gesundheitsinformationen aus dem Internet abhandengekommen ist, sollen sich diese Menschen bewusst machen: Es ist der Arzt in persona, der immer die Pflicht und Aufgabe zur fundierten, seriösen Diagnose hat, um wahrhaftige Krankheitsursachen zu erkennen. Er allein überblickt Ursachen, Verlauf und Folgen der Krankheit in ihrer Gesamtheit.

Die Hyperchondrie kann zu einer exessiven und beherrschenden Nutzung des Internets führen. Das kann neue Abhängigkeiten generieren, die Experten sprechen von Mediensucht. So bedingen sich die Störungen gegenseitig. Ärzte und Psychotherapeuten helfen, den Kreislauf zu durchbrechen, die Ängste abzubauen und zu beseitigen.

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